Lectio biblica – Methode Lumko
1) Wir laden den Herrn ein (kurzes Gebet)
2) Wir lesen den Text (Alle schlagen ihre Bibel auf, eine(r) liest vor)
3) Wir verweilen beim Text. Welche Worte sind uns wichtig? (diese einzeln aussprechen; Pausen lassen!)
– Am Ende nochmaliges Lesen des Textes
4) Wir schweigen (einige Minuten Stille)
5) Wir sagen einander, was uns berührt hat (Warum betraf mich mein Wort oder das eines anderen?)
6) Wir besprechen, was der Herr von uns will (Wie können wir das Gehörte verwirklichen? Was nehmen wir nach Hause mit?)
7) Wir beten (zuerst jede(r) ein kurzes Gebet, dann alle gemeinsam)
Zwei Bitten:
– Verstehendes Zuhören (auf die Bibel und die anderen) ist wichtiger als Diskutieren oder Belehrung!
– Die eigene Mitteilung kurz fassen
*_*_*
Mt 5, 17-37 -> A, 6 to, 12.02.23
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
17Denkt nicht, ich sei gekommen,
um das Gesetz und die Propheten aufzuheben!
Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben,
sondern um zu erfüllen.
18Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen,
wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen,
bevor nicht alles geschehen ist.
19Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt
und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein.
Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
20Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
21Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
22Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein;
und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein;
wer aber zu ihm sagt: Du Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
23Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst
und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
24so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!
25Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist!
Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen
und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben
und du wirst ins Gefängnis geworfen.
26Amen, ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus,
bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
27Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
28Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
29Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt,
dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
30Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt,
dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
31Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.
32Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
33Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.
34Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht,
weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron,
35noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße,
noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs!
36Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören;
denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen.
37Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.
>Erfüllen meint hier nicht die Erfüllung von Weissagungen von Tora und Propheten wie sonst oft in Mt, sondern vom Kontext her (vgl. auch Mt 3,15) das vollkommene Tun bzw. das Verwirklichen der Tora. Aus dieser vollkommenen Toratreue Jesu speist sich seine „Lehrautorität“.
>Es geht darum, die Tora als Ganze ernst zu nehmen und sich „nicht aus Überheblichkeit oder Nachlässigkeit mit einer ungefähren Wahrnehmung von Wortlaut und Sinn zufrieden“ zu geben
>V18d: „bis alles geschehen ist“ im Sinne von: „bis dass die ganze Gemeinde Jesu Christi die ganze Tora erfüllt hat“. Die Tora und damit Gottes Willen wären im Herzen angekommen. Die Verpflichtung auf eine schriftliche Form wäre überflüssig.
>Die jesuanische Toraauslegung richtet sich gegen ein Toraverständnis, das den Willen Gottes auf das Rechtliche reduziert und dadurch insbesondere im Umgang mit dem Mitmenschen in der Gefahr steht, das, was nicht ausdrücklich als Gebot
formuliert ist, z.B. Selbstgerechtigkeit und Vergeltungsdrang, indirekt als von Gott erlaubt zu deuten.
>Die von Jesus angedrohten Konsequenzen für das beschriebene aggressive Verhalten sind natürlich völlig unverhältnismäßig. Kein menschliches Gericht, auch nicht der Jerusalemer Hohe Rat, würde es mit der gleichen Strafe ahnden wie Mord. Genau das aber suggeriert der mt Jesus zunächst. Die Feuerhölle als Strafe für das dritte Beispiel macht jedoch klar, dass es in unserem Zusammenhang nicht um irdische Strafen vor irdischen Gerichten geht, sondern dass wir unser verächtliches und herabwürdigendes Verhalten gegenüber dem Nächsten vor Gottes Gericht verantworten müssen. Die dreigliedrige Auslegung des 5. Gebots und seiner Konsequenzen will provozieren und uns bewusst machen, dass es verschiedene Formen der Zerstörung von Menschen gibt, und vielleicht auch, dass das Zulassen und Ausleben destruktiver Gefühle zum Töten von Menschen führen kann.
>Diese Aussöhnung steht vor jeder kultischen Verpflichtung, die im mt Kontext nicht mehr den ja schon zerstörten Jerusalemer Tempel meinen kann, sondern sich auf gottesdienstliche Handlungen der christlichen Gemeinde bezieht
>Es geht um absichtsvolles Anblicken mit dem Ziel, eine fremde Ehe zu brechen. Der griechischen Übersetzung des Begehrensverbots im Dekalog (οὐκ ἐπιϑυμήσεις) liegt das hebräische chamad zugrunde, dass nicht bloß gedankliches Begehren meint, sondern begehren, um etwas zu besitzen.
>Den Ehebruch im Herzen kann zwar kein weltliches Gericht verurteilen, doch der Mensch muss damit rechnen, für sein Verhalten im göttlichen Gericht zur Rechenschaft gezogen zu werden.
>Positiv formuliert: den Traum von der unbedingten Treue und Verlässlichkeit gegen alle inneren wie äußeren Widerstände zu leben und damit dem Schöpfungsauftrag an den Menschen als Abbild des treuen Gottes zu entsprechen.