Der priesterlicher Zölibat
1- Zölibat als priesterliche Keuschheit
Der Zölibat ist nicht nur ein kirchliches Gesetz. Sie bringt den Wunsch zum Ausdruck, sich Jesus in der vollkommenen Selbsthingabe an den Vater und die Brüder und Schwestern anzugleichen: In diesem Sinne wäre es angemessener, von „priesterlicher Keuschheit“ zu sprechen. Im folgenden Text ist “Zölibat” als “priesterliche Keuschheit” zu verstehen, im Sinne der evangelischen Räte.
2- Zölibat ist nicht gegen die Natur
Der Zölibat ist nicht gegen die Natur, weil er die Natur übertrifft.
3- „Das erste Geschlechtsorgan ist das Herz“
– in der Naturwelt ist nur der Mensch imstande, nach diesem Grundsatz zu leben.
4- Bräutliche Wurzel des Zölibats
Die Wurzel des Zölibats ist die bräutliche Liebe dessen, von dem Johannes schreibt:
- Joh 13, 1
Die Wurzel des Zölibats ist die bräutliche Liebe derer, die ihr Leben bedingungslos nach dem großen Gebot ausrichten:
- Mt 12, 28b
5- Zölibat als Übergang zur Fülle der bräutlichen Liebe
Der priesterliche Zölibat wie die geweihte Keuschheit ist Übergang und Prophezeiung.
Zum Nachdenken…
Gott schuf den Menschen als Mann und Frau, „und es war sehr gut“ (Gen 1, 27 f.)
Die Erlösung bringt die Schöpfung zur Erfüllung und erneuert sie in Heiligkeit.
Darum: Jedem Mann seine Frau, jeder Frau ihren Mann.
Kein Himmel ist denkbar ohne die Fülle ehelicher Liebe.
Im neuen Eden werden Mann und Frau einander auf reine und totale Weise lieben, genauso wie Jesus uns geliebt hat.
6- Zölibat und Kreuz
Dem angehenden Priester muss klar sein: Keine menschliche Liebe hier auf Erde kann die bräutliche Liebe von Frau und Mann ersetzen oder mit ihr verglichen werden.
Die priesterliche Mitbruderschaft, so wie die Nähe der Mitmenschen in einer Pfarrei sind wichtige Stützen, aber sie stehen nicht auf der gleichen Ebene.
Der priesterliche Zölibat beinhaltet einen Zustand radikaler Einsamkeit und daher eine Sehnsucht des Herzen und des Fleisches, die nur im Himmel schmelzen wird.
7- Zölibat unterstützt von Caritas
Nur eine stärkere Liebe kann einem Menschen die Kraft geben, auf die irdische Liebe und auf die Schönheit der sexuellen Liebe zu verzichten, das heißt auf das, was in diesem Leben am schönsten ist.
Diese stärkere Liebe ist die Caritas, dh die Liebe der göttlilchen Personen, die in der Kirche sichtbar wird. Es ist die Liebe, die ständig erfleht werden muss und die stärker ist als der Tod:
- 1 Kor 13, 1
Da der Zölibat von dieser Liebe getragen wird, kann er nicht als Negation oder Abwertung der Sexua-lität betrachtet werden.
Die Caritas ermöglicht es mir, über die sexuellen Regungen hinweg, nur das wahre Wohl meines Nächsten nach dem Willen Gottes vorzuziehn.
8- Zölibat ist nicht nur Abstinenz…
Es reicht nicht aus, keinen Sex zu haben und nicht zu masturbieren; Ziel ist es, die Reinheit des Herzens Jesu zu erlangen, die in den Seligpreisungen lobgepriesen wird:
- Mt 5, 3 „Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen“
Daher besteht die erste große Errungenschaft darin, die Schönheit des Zölibats zu schätzen und ihn leben zu wollen.
9- Selbstbeherrschung ausüben
Hier geht es nicht um sexuelle Verderbtheit, Krankheiten, Pädophilie usw., die so viel Schaden der Kirche zugefügt haben! Es geht um eine Selbstbeherrschung der eigenen Instinkte, die für alle gesunden Menschen möglich ist.
- Mt 26, 41
Es ist notwendig,
- Das Gebet zu pflegen – ohne Gebet ist der Kampf bereits verloren
- Sich helfen zu lassen – geistliche und psychologische Leitung
- Ständige Selbstbeherrschung zu üben, besonders der Blicke
- Auf Wein u.ä. zu achten
- Übermäßigen Stress meiden
- Keine zweideutigen Signale geben
- Zu lässige Einstellungen in Beziehungen mit dem anderen Geschlecht meiden
- „Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, dass er nicht fällt.“ (1 Kor 10, 12)
10- Aufmerksamkeit im Gebrauch der Medien
Papst Franziskus hat sie kürzlich wiederum betont:
Franziskus warnte die angehenden und jungen Priester auch vor Pornografie im Internet. „Es ist ein Laster, das so viele Menschen haben, so viele Laien, aber auch Priester und Nonnen. Der Teufel kommt von dort“, legte der Papst den jungen Kirchenleuten ans Herz. Dabei spreche er nicht nur von krimineller Pornografie, etwa Kindesmissbrauch; er meine die „einigermaßen ,normale’ Pornografie“.
„Das reine Herz, welches jeden Tag Jesus empfängt, kann diese pornografischen Informationen nicht empfangen“, es schwäche das Herz. Er rief die Teilnehmer auf, pornografische Inhalte von ihren Computern und Mobiltelefonen zu löschen. „Und wenn Sie es nicht löschen können, verteidigen Sie sich gut, damit Sie nicht in eine solche Situation geraten“, so die Warnung des Papstes.
Zugleich ermutigte der Papst die Seminaristen und Priester, die Sozialen Netzwerke als Kommunikationsmittel zu nutzen: „Sie leisten einen Dienst, um im Leben voranzukommen.“ (Franziskus an die Seminaristen – Rom, 26. 10. 2022)
11- Seminar als Zeit der Unterscheidung
Die Zeit des Seminars ist eine Zeit der Unterscheidung und der Prüfung, aber nicht im Sinne, dass ich frei bin, alle Erfahrungen zu machen, denn Gott wird mich verstehen lassen, welchen Weg ich wählen soll…
Gott kann mich nicht dazu bringen, Seinen Willen zu verstehen, solange ich in einem Zustand der Trägheit oder Unentschlossenheit bleibe.
Es ist notwendig, dass ich sofort den schmalen Weg wähle, und zwar mit voller Hingabe, damit der Herr Sein Wort sprechen und mein Gewissen erleuchten kann.
Die Exezitien sind auch nützlich, um die innere Entscheidung zu erneuern und zu prüfen, ob es Fluchtwege gibt, von denen ich zurückgehen muss.
12- Texte zum Nachdenken:
- Eph 5, 32 Dieses Geheimnis ist groß, das sage ich in Bezug auf Christus und die Kirche.
- Mt 19, 3 Um des Himmelreiches willen…
- Mt 19, 3 Ehe und Ehelosigkeit in der bald vergehenden Welt…
- Mt 22, 23Die Frage nach der Auferstehung der Toten…
- Eph 5, 21 Christliches Leben in Haus und Familie…
13- Geistliche Begleitung und Beichte notwendig!