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“Alter Christus” werden

“Alter Christus” werden

1- Ein Blick auf das trinitarische Leben

Von Ewigkeit her hat der Vater Wohlgefallen am Sohn und der Sohn wird ständig als Spiegel der Herrlichkeit des Vaters gezeugt.
Der Vater betrachtet seine eigene Vollkommenheit durch den Sohn, den Er zum Teilhaber am göttlichen Leben und an der göttlichen Herrlichkeit gemacht hat.

2- Nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Liebe geschaffen

Der Vater braucht kein Geschöpf, sondern nur den Sohn. Doch es gefiel Seiner Liebe, eine riesige Zahl von Geschöpfen in das Leben des Sohnes einzubeziehen, von den Engeln bis zu den Menschen, damit alle durch dessen Vermittlung ihren Schöpfer verrherlichen in der Freude. Die Schöpfung antwortet auf das Bedürfnis nach reiner Liebe seitens des Vaters, der sich selbst hingibt, und des Sohnes, der Ihm als Vermittler dient. Der Heilige Geist ist die innertrinitarische Liebe, die alle Geschöpfe mit dem Sohn vereint und sie dem Vater zuwendet:

Durch ihn und mit ihm und in ihm
ist dir, Gott, allmächtiger Vater,
in der Einheit des Heiligen Geistes
alle Herrlichkeit und Ehre
jetzt und in Ewigkeit.

3- Erkenntnis des Vaters durch die Vermittlung des Sohnes

Kein Geschöpf, weder im Himmel noch auf Erden, kann den Vater unmittelbar erkennen; nur der eingeborene Sohn kennt unmittelbar den Vater, denn der Sohn ist gezeugt, nicht geschaffen.
Wir können Gott nicht als Vater erkennen, außer durch Seinen eingeborenen Sohn.

4- Das Geheimnis der Dreifaltigkeit in der Schöpfung

Die Schöpfung geht aus dem trinitarischen Geheimnis hervor. Engel und Menschen sind erschaffen worden, um auf ihrer Art und Weise am Leben des Sohnes teilzuhaben und in Ihm Gott den Vater anzuschauen.

5- Die Erbsünde und die Rückkehr

Das ursprüngliche Paradies ist gekennzeichnet von der vollen Vertrautheit des Menschen mit dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist.
Dann verlor der Mensch wegen seines Ungehorsams die Freundschaf Gottes (vgl. IV Hochgebet).
Adam lehnt die Vermittlung des Sohnes ab.
Der Rückweg kann nur durch den Sohn geschehen.
Die Bündnisse, zu denen Gott die Menschheit einlädt (Noach und Mose) führen zur Fülle der Zeit, das heißt zu Weihnachten. Sie sind Anspielung und Vorwegnahme des neuen und ewigen Bundes mit dem Vater in Seinem eingeborenen Sohn.
Alles, was vorher war, alles, was danach kommt, die ganze Menschheitsgeschichte, von der Schöpfung bis zur Erfüllung, wird also von Ihm (Christus) bestimmt: Was vorher war, war Vorbereitung, was danach kommt, ist fortschreitende Erfüllung.
Christus ist der Erste und der Letzte und der Lebendige; wir sind in Ihm du auf Ihn hingeschaffen.

6- Eins mit dem Sohn – der Sohn in uns

Es ist notwendig, dass wir Christus in uns aufnehmen, dass Er in uns lebt und wir in Ihm. Denn der Wille Gottes des Vaters heisst Christus. Er hat an uns insofern Gefallen, in dem wir Seinem Sohn ähnlich werden.
Es genügt nicht, dass wir Jesu Beispiel und Lehre nachahmen.
Wir sind berufen alter Christuszu werden. (vgl. Maria, P. Pio, 18jährig…).
Alter Christus werden ist die Berufung eines jeden Getauften, nicht nur derer, die zum Priestertum berufen sind.
Alter Christus werden bedeutet, dass wir Ihm erlauben, die Kontrolle über unserem Wesen und über unseren personalen Kräften zu übernehmen. Intelligenz, Wille, Affekte, alles, was wir sind und haben soll dazu dienen, dass Christus Sein irdisches Leben im Hier und Jetzt unseres Lebens fortsetzt.

Der heilige Johannes Eudes (1601-1680) drückt dies in seiner Abhandlung “Das bewundernswerte Herz Jesu” deutlich aus, z.B. in dieser Passage (freie Übersetzung!):

Der Sohn Gottes wünscht sich eine gewisse Teilhabe und Erweiterung und Fortsetzung des Geheimnisses seiner Menschwerdung, seiner Geburt, seiner Kindheit, seines verborgenen Lebens in uns und in seiner ganzen Kirche.
Er tut dies, indem Er in uns Gestalt annimmt und durch die heiligen Sakramente der Taufe und der göttlichen Eucharistie in unseren Seelen geboren wird.
Alles, was ihm gehört, gehört dir: sein Geist, sein Herz, sein Körper, seine Seele und all seine Fähigkeiten. Du musst sie als deine eigenen benutzen, um Gott zu dienen, zu preisen, zu lieben und zu verherrlichen.
Ebenso möchte er als etwas, das ihm gehört, alles, was dir gehört, gebrauchen, um es in den Dienst und die Herrlichkeit seines Vaters zu lenken.
Er will in dir sein, in dir leben und herrschen, wie das Haupt in seinen Gliedern lebt und herrscht.
Er möchte, dass alles, was in Ihm ist, in dir lebt und regiert: sein Geist in deinem Geist, sein Herz in deinem Herzen, alle Fähigkeiten seiner Seele in den Fähigkeiten deiner Seele…
Deshalb musst du mit ihm den gleichen Geist, die gleiche Seele, das gleiche Leben, den gleichen Willen, das gleiche Gefühl, das gleiche Herz haben. Und er selbst muss dein Geist sein, dein Herz, deine Liebe, dein Leben und dein Alles.
Nun haben diese großen Wahrheiten ihren Ursprung in den Christen aus der Taufe, werden durch das Sakrament der Firmung und den guten Gebrauch der anderen von Gott geteilten Gnaden ergänzt und gestärkt und empfangen ihre höchste Vollkommenheit von der heiligen Eucharistie.

7- “Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!”

  • Gal 2, 20 Jeder Getaufte kann mit dem heiligen Paulus sagen…

Jeder Getaufte ist aufgerufen, in das Geheimnis der Dreifaltigkeit einzutauchen, um den Vater mit dem Herzen des eingeborenen Sohnes zu lieben.

8- Maria!

Vgl. LG Kap., VIII, 57 f.

In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zur seligen Heimat gelangen.  
Diese Verbindung der Mutter mit dem Sohn im Heilswerk zeigt sich vom Augenblick der jungfräulichen Empfängnis Christi bis zu seinem Tod…

9- Bibelstellen

  • Lk 1,41-45
  • Lk 2,34-35
  • Lk 2,41-51
  • Joh 2,1-11
  • Mk 3,35
  • Lk 2,19.51
  • Joh 19,25
  • Apg 1,14
  • Offb 19,16